Mittwoch 1st, April 7:39:36 Pm

Skype4 |
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35 jaar vrouw, Krabbe |
Gladbach, Germany |
Vietnamesisch(Mittlere), Koreanisch(Kompetenz) |
Arrangeur, Gynäkologe |
ID: 1959214888 |
Freunde: redglaze23, aparnareddy, ITU |
Persönliche Daten | |
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Sex | Frau |
Kinder | 1 |
Höhe | 175 cm |
Status | Verheiratet |
Bildung | Initiale |
Rauchen | Ja |
Trinken | Ja |
Kontakte | |
Name | Jessie |
Profil anzeigen: | 1811 |
Telefon: | +4930782-717-49 |
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Beschreibung:
Nachdem ich mich für den heutigen Theaterabend ein wenig schick gemacht habe, lass ich mich in meinen Lehnstuhl sinken und rücke den Laptop zurecht. Die Boxen sind angeschlossen, das Smartphone auf Flugmodus und dann kann es auch schon losgehen. IchundIch Schauspiel Wuppertal, von Else Lasker-Schüler gibt es ab jetzt für 24h auf nachtkritik.
Ich bin gespannt. Unzählige schwarze Stiefelpaare im Raum. Von Beinen verlassen. Stiefel und Stiefel. Ich und Ich. Wo bist du? Der Platz neben mir ist leer. Das Gesicht der Darstellerin ist nur einen halben Meter von mir entfernt. Hier in meinem Wohnzimmer kann ich ihren Atem nicht spüren. Nah ist sie mir trotzdem. In den ersten Sekunden ist es, als spiele sie nur für mich, als würde sie mir eindringlich etwas Wichtiges erzählen wollen.
Ich möchte ihr gerne weiterhin lauschen, in all ihrer Klarheit und Eleganz, doch innerhalb der nächsten anderthalb Stunden werde ich sie verloren haben. Und: ich werde mich verloren haben in einem Rausch oder besser — einem wirren Rauschen. Gedanken, Fragen, Gesänge. Sie verlieren sich im Sand in den Mauern in den Köpfen und treffen dann im Zentrum aufeinander.
Sie prallen aneinander an einander ab, verweben sich, schwinden, verschwinden. Der Raum wird erst nach und nach in seiner Gesamtheit sichtbar. Wie einige der Fragmente aus Text, Körper und Klang, die sich in meine Aufmerksamkeit drängen. Das Publikum wird zum Teil der Szenerie, im Dunkeln gelassen. Ich fühle mich nicht integriert. Ich empfinde Empathie für die Dunkelheit. Mein Blick wird dirigiert. Ich bin nicht frei in dem, wie und was ich betrachte.
Mein Auge wird manipuliert. Und doch begebe ich mich zuweilen gerne und freiwillig in die Hände der Kameraführung. Dem Theater im Wohnzimmer sollte man doch eine Chance geben, oder? Ich könnte auf Pause drücken. Doch ich tauche ein. Setze mich aus. Auf Pause drücken. Vieles taucht auf und verschwindet wieder. Niemand wird wissen ob ich da war, applaudiert habe, weggeschaut habe. Es gibt keine festgelegten Rollen. Nur die Dichterin, eine grazile Frau, die leicht hinkend ihre Kreise um das Meer aus Sand zieht.
Sie und eine weitere Darstellerin, die sich nervös und scheinbar ausweglos immer wieder in den Sand wirft und die Bühne durchkreuzt, bilden für mich die einzigen Konstanten in dieser fragmentierten Inszenierung. Ein Spalt. Eine Spaltung. Ein Abspalten. Eine Teilung, voller Klarheit und kahler Härte. Faust und Mephisto als Zwillingspaar. Das Ich und das Ich, das Gute und das Böse in einem Körper wohnend, verknüpft durch ein ewiges Ringen um Eigenständigkeit und Verbundenheit.
Ich sitze in meinem Lehnstuhl und bin eigenständig und verbunden zugleich. Ich und ich. Ich und der Bildschirm. Das Theater und ich. Vergangenheit und Gegenwart. Mit mir sind es fünf. In meinem Lehnstuhl führe ich einen Kampf gegen die Diktatur der orientierungslosen Kamera. Doch dann wird mir klar, dass es die Grundstimmung des Stückes nur verstärkt.
Verwirrt, ein wenig essenzlos und ohne Ziel. Egal, welche Stimme zu welchem Körper, welche Antwort zu welcher Frage gehört. Ich habe aufgegeben, mich dagegen zu wehren und schweife ab. Körper überschlagen sich wie Worte. Schwarze Röcke fallen von der Decke und legen sich bedrückend wie der ungewisse Ausgang des Geschehens über alles Lebende. Ein Mann spricht hebräisch, in lautem, intensivem Ton. Sie haben sich um ihn versammelt.
Ich verstehe nur Heinrich. Später wird man versuchen, mir alles zu erklären. Danke, aber nein danke. Klassische Musik erklingt. Sie hatten — so scheint es — jedoch nie die Hoffnung, es zu finden. Dann wird der aufgewühlte Sand zwar geglättet, doch das wars. Weder die unruhigen Körper, noch die aufgebrachten Stimmen, noch meine flüchtigen Gedanken werden dadurch vertieft oder geordnet.
Kurz darauf vergraben Menschen Totenschädel im Sand als würden sie Kartoffeln in die Erde setzen und auf eine prächtige Ernte hoffen. So wie Adolf seine Ideologie in das Volk gepflanzt hat? Die Früchte waren vergiftet. Drei Könige mit fetten Bäuchen und dicken Wollmänteln schieben sich in mein Sichtfeld. Nach und nach bemerke ich, dass es mehr sind.
Vier, nein fünf, nein sechs. Ja, genau sechs. Es folgt eine Szene mit Rangeleien, Stürzen und Überschlägen. Aufgebracht gestikulierend und überspannt schmeckt dieser Versuch wild zu sein — wie eine Suppe ohne Salz. Die Schädel werden wieder ausgegraben und unter Kleidung gestopft. Als wäre der Tod unsichtbar, solange man ihn unter der eigenen Haut versteckt. Dann werden Spielzeugpanzer durch den Sand gezogen.
Überall Symbole. Sie geben mir das Gefühl, zu wenig zu wissen, doch sie helfen mir auch nicht weiter. Panzer, Judenstern, Hitler-Bart, Schädel, Stiefel, Blut. Ich möchte lieber an der Oberfläche bleiben, so wie es mir gezeigt wird. Im Theater geht das nicht. Im echten Leben auch nicht. Im Wohnzimmer. Männer machen sich wieder mal alles unter sich aus, die Frauen halten unscheinbar den Rahmen.
Eine Kernkraft. Die Bühne ist der Uterus, eine Blase, die ihre eigenen Regeln hat. Es wohnt ein trotziges Kind darin, das seine Identität noch nicht gefunden hat. Mutter ist trotzdem da. Ist diese weibliche, beschützende Figur die Lösung unserer verzweifelten Versuche, die Kontrolle zu bewahren? Ist sie willkommene Gebärmaschine, Hüterin der Ideologie? Ist sie einziger Lichtblick in der Dunkelheit, Kämpferin der Wahrheit?
Wer nährt und beschützt uns, wenn es nicht Gott und auch nicht Adolf ist? Es ist als ob er gestorben wäre. Unsere Mütter? Mutter Erde? Nicht flennen, Dr. Faust, alles wird gut.
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